Gynäkologische Onkologie (Tumortherapie)

Das Endometriumkarzinom ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung der weiblichen Geschlechtsorgane. Sie fällt oft durch Zwischenblutungen oder Blutungen nach den Wechseljahren auf. Zur Abklärung solcher Blutungen führen wir dann eine (meistens ambulante) Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) mit Ausschabung (fraktionierter Abrasio) durch. Bestätigt sich der Verdacht, muss die Gebärmutter mit den Eierstöcken entfernt werden. Dies gelingt oft ohne Bauchschnitt endoskopisch (entweder als totale laparoskopische Hysterektomie oder als laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie). Die stationäre Aufenthaltsdauer ist entsprechend kurz. Falls erforderlich bieten wir als eine der wenigen Kliniken im Umkreis die Möglichkeit der sogenannten Wächterlymphknotenoperation an. Dazu wird das Lymphsystem mit einem grünen Farbostoff (Indocyaningrün, ICG) markiert und die zentralen angefärbten Lymphknoten im Becken entfernt. Diese können durch die Nähe zu unserer Pathologie noch während der laufenden Operation auf das Vorliegen von Tumorabsiedlungen (Metastasen) untersucht werden. Durch dieses modernen Verfahren gelingt es oft, radikale und nebenwirkungsträchtige komplette Lymphknotenentfernungen zu vermeiden. Insgesamt hat das Endometriumkarzinom eine gute Prognose und kann in vielen Fällen alleine durch die Operation geheilt werden.

Diese bösartigen Tumoren werden zu 75% erst in höheren Tumorstadien entdeckt und betreffen dann oft die ganze Bauchhöhle. Die Symptome sind lange Zeit unspezifisch, erst spät setzen Schmerzen oder Verdauungsstörungen ein. Besteht der Verdacht auf einen solchen Tumor, wird nach der erforderlichen Diagnostik (z. B. Ultraschall, Computertomographie, Tumormarker im Blut) ist zur Abklärung immer eine Operation entweder als Bauchschnitt (explorative Laparotomie) oder diagnostische Laparoskopie mit Gewebeproben erforderlich. Seit Jahren ist bekannt, dass der wichtigste Faktor für die Prognose beim Eierstockkrebs die Menge der verbliebenen Tumorreste nach einer Operation ist. Mit entsprechender operativer Qualifikation, Technik und Erfahrung gelingt jedoch oft auch in fortgeschrittenen Fällen eine komplette Tumorfreiheit, manchmal nach einer vorgeschalteten Chemotherapie (neoadjuvante Behandlung). Dabei können dann auch interdisziplinäre Maßnahmen wie Teilentfernungen am Darm durch unsere chirurgischen Kollegen erforderlich werden. Auf solche sogenannten multiviszeralen Eingriffe sind wir spezialisiert und haben auch in fortgeschrittenen Fällen regelmäßig sehr gute Ergebnisse erzielen können.

Dank der Abstrichvorsorge ist die Häufigkeit des Zervikarzinoms in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen. Deshalb fallen viele Fälle durch Abstrichveränderungen oder im Rahmen kleiner abklärender Operationen am Muttermund auf (Abrasio, Konisation). Zu Symptomen wie Blutungen oder Schmerzen kommt es meistens erst in fortgeschritteneren Stadien. Wichtig zur Festlegung der Therapie ist die die Ausbreitung des Tumors in der Umgebung der Gebärmutter. Um diese bestimmen zu können, nutzen wir sowohl bildgebende Diagnostik (Ultraschall, CT, MRT), aber auch unsere moderne endoskopische Wächterlymphknotenentfernung in Form einer operativen Bauchspiegelung. Dazu wird das Lymphsystem mit einem grünen Farbostoff (Indocyaningrün, ICG) markiert und die zentralen angefärbten Lymphknoten im Becken entfernt. Diese können durch die Nähe zu unserer Pathologie noch während der laufenden Operation auf das Vorliegen von Tumorabsiedlungen (Metastasen) untersucht werden. Sind die Lymphknoten frei von Tumorabsiedlungen, entfernen wir die Gebärmutter mit ihrem umgebenden Gewebe (sogenannte radikale Hysterektomie nach Wertheim-Meigs). Sind die Lymphknoten befallen, wird nach internationalem Standard eine kombinierte Strahlen-Chemotherapie empfohlen. In sehr frühen Stadien reicht oft auch eine einfache Gebärmutterentfernung aus. Die Prognose des Zervixkarzinoms ermittelt sich aus dem jeweiligen Stadium und begleitenden Risikofaktoren aus dem Befund der Pathologie und ist insbesondere in frühen Stadien gut.

Das Vulvakarzinom ist eine eher seltene Erkrankung und fällt durch entsprechende Veränderung (Knoten, Geschwüre) an den Schamlippen auf. Später treten auch Schmerzen oder Blutungen hinzu. Die Diagnose wird durch eine kleine Gewebeprobe in Lokalanästhesie gestellt. Die Behandlung erfolgt fast ausschließlich operativ, wobei das Ziel ist, den Tumor mit ausreichendem Abstand zum gesunden Gewebe zu entfernen. Dazu können u. U. auch Gewebeverschiebungen zur Defektdeckung erforderlich werden (z. B. VY-Verschiebelappen, Schwenklappenplastik u.a.). Ist die Entfernung von Lymphknoten in ein oder beiden Leisten erforderlich, bieten wir in geeigneten Fällen eine Wächterlymphknotenentfernung an. Dazu werden die Lymphknoten am Vortag radioaktiv markiert und während der Operation zielgerichtet entfernt. Wenn kein Tumorbefall nachweisbar ist, muss keine radikale Lymphknotenentfernung vorgenommen werden. Dadurch ist die Operation deutlich schonender. Nur in seltenen Fällen ist weiterführende Strahlentherapie erforderlich. Die Prognose der Erkrankung richtet sich nach dem Stadium und ist bei fehlendem Lymphknotenbefall und vollständiger Tumorentfernung gut.

Über die genannten Tumorarten hinaus gibt es sehr selten andere bösartige Erkrankungen wie Keimzelltumoren der Eierstöcke oder bösartige Bindegewebstumoren wie Sarkome der Gebärmutter. Auch in diesen Fällen bieten wir nach der entsprechenden Diagnostik eine – wenn erforderlich – auch interdisziplinäre Behandlung an. In vielen Fällen ist dazu eine stadienangepasste Operation erforderlich bis hin zu sogenannten Exenterationen des Beckens (radikale Entfernung sämtlicher Beckeneingeweide). Auch hier richten wir uns streng nach den nationalen und internationalen Leitlinien und Empfehlungen.